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Cornelia's sehr eindrückliche Rede zum Gemälde von Alonso Sanchez Coello, welches im Kunstmuseum Liechtenstein zu besichtigen ist.

Cornelia\'s sehr eindrückliche Rede zum Gemälde von Alonso Sanchez Coello, welches im Kunstmuseum Liechtenstein zu besichtigen ist. - Cornelia macht sich Gedanken zur Kindererziehung und der Gesellschaft generell

Am 10. November 2019 lud das Kunstmuseum anlässlich des 300. Geburtstages des Fürstentums Liechtenstein zu einem Familien-Geburtstagsbrunch ein. Nach einem Frühstücksbuffet im Museums-Café konnten die Besucherinnen und Besucher zusammen mit bekannten Liechtensteiner Persönlichkeiten die Jubiläumsausstellung "Liechtenstein. Von der Zukunft der Vergangenheit. Ein Dialog der Sammlungen" besichtigen.

Folgend die Rede von Cornelia:

Als ich durch die Ausstellung ging um ein Bild auszuwählen, ist mir dieses Gemälde von Alonso Sanchez Coello sofort ins Auge gestochen. Ein Kind, zwei Jahre alt - fast gleich alt wie meine Tochter Elsa. Aber wenn ich den Jungen so anschaue habe ich das Gefühl, dass mir da eine viel ältere Person entgegenblickt. Kein Kind, mehr ein kleiner Erwachsener. 

Das Bild aus der fürstlichen Sammlung zeigt dein Prinzen Don Diego. Don Diego war der Sohn des Königs von Spanien. Sein Lebensweg war vorbestimmt. Er sollte König von Spanien werden - wie sein Vater.

Wenn in diesen grossen Hallen des Kunstmuseums sind und all die Künstler*Innen bewundern, stelle ich mir vor, wie ein Kind zu seinen Eltern kommt und sagt: "Mama, Papa, ich weiss jetzt was ich werden will - ich werde Künstlerin!" Nach einer kurzen Schockpause werden viele wahrscheinlich sagen - "magst Du vielleicht nicht zuerst das KV machen?" Ähnlich wenn Kinder Tänzerin, Schauspieler, Musiker oder Schifahrerin werden wollen.

Ich wollte in der zweiten Klasse unbedingt Trompete spielen. Eine Lehrerin sagte zu mir: "Aber Cornelia, Du hast eine Zahnlücke, damit kann man nicht Trompete spielen." Meine Mama sagte dann daheim "Aba, so eine Zahnlücke wächst ja wieder zu - sicher kannst Du Trompete spielen, wenn Du das willst."

Wir leben in einer sehr wettbewerbsorientierten Gesellschaft. Das Vergleichen beginnt quasi schon ab dem ersten Atemzug - wer schläft zuerst durch, wer kann zuerst laufen, wer redet zuerst, wer kann sich als erstes die Schuhe selber binden. Doch spielt das später im Leben noch eine Rolle? Ich denke, jeder hat seinen eigenen inneren Plan, seine eigene Entwicklungsuhr. Wenn wir Dinge aufzwingen müssen wir mit Konflikten rechnen. 

Ich habe letztes Jahr aus Neugier einen halben Tag lang eine Schule im Kanton Schwyz besucht. Die Villa Monte in Galgenen. Seit über 30 Jahren gestalten dort die Kinder und Jugendlichen ihren Schulalltag weitestgehend  selber. Ohne Fächer, ohne Noten, ohne Hausaufgaben, ohne Druck. Sogar ohne Lehrer im herkömmlichen Sinne. Die Kinder lernen selbständig nach ihren Interessen. Alle lernen beispielsweise selber lesen und schreiben. Jeder lernt es zu dem Zeitpunkt, wann er dafür bereit ist. Die einen mit fünf die anderen mit 10 Jahren. Das Credo der Schule lautet, "jedes Kind weiss es selbst am besten". Und es funktioniert. Vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe als staatlich anerkannte Privatschule.

Wir lernen für eine Zukunft, von der wir gefühlt immer weniger Ahnung haben, wie sie aussehen wird. Elsas Pension wird in etwa um das Jahr 2085 anfangen. Ich werden diese Zukunft vermutlich nicht mehr erleben. Aber ich denke meine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen, etwas daraus zu machen. Also, nun miteinander den Satz des Pythagoras lernen? Ja, vielleicht auch. Aber sicher möchte ich darauf vertrauen, dass sie sich heraus entwickeln will. Ich kann als Erwachsene und als Mama nur probieren dafür einen Nährboden zu geben, dass sie ihr Leben selbstbestimmt und selbständig wahrnehmen und leben kann. 

Und Don Diego? Das Schicksal meinte es anders mit ihm. Der Junge starb mit nur sieben Jahren an Pocken.

Und ich? Trompete habe ich lange gespielt. Eine Zahnlücke habe ich keine mehr. Das Karriereende muss ich mehr einem Zungenpiercing zuschreiben. Und beim Berufswunsch? Ich habe zu meinen Eltern gesagt - "ich möchte Grafikerin werden" - meine Eltern meinten "mach doch erst einmal das KV". Das habe ich gemacht. Und Gestalterin bin ich auch geworden. Besser mehr sowohl als auch statt entweder oder. 

Nun habe ich gar nicht gross etwas zum ausgewählten Gemälde an sich oder zur Kunst erzählt. Bei mir hat dieses Bild aus dem Jahr 1577 so viele persönliche Emotionen und Gedanken ausgelöst. Und der Ausstellungstitel erschliesst sich für mich so vollkommen: "Von der Zukunft der Vergangenheit."

Foto: Miro Kuzmanovic

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